„Analphabetismus als geheimes Bildungsziel", dieser Artikel von Konrad Paul Liessmann in der FAZ vom 24. September 2014 hat mich zur sofortigen Bestellung des dort angekündigten Buches bewogen.
Geisterstunde – Die Praxis der Unbildung – Eine Streitschrift von Konrad Paul Liessman – Paul Zsolnay Verlag - 2014
Ich fördere als Quereinsteiger junge Menschen mit Leseschwierigkeiten und versuche, nicht nur zu helfen, sondern auch zu ergründen, warum diese Probleme so zunehmen. Deshalb hat mich dieser FAZ-Artikel und dann auch das Buch so fasziniert. Vieles von dem, was ich in der Praxis mit großem Erstaunen zur Kenntnis nehme und manchmal gar nicht glauben will, weil es mit meiner Erfahrungswelt und mit dem gesunden Menschenverstand überhaupt nicht zu vereinbaren ist, bringt der Autor auf den Punkt. Ich habe das Buch in einem Zug verschlungen.
Vorher habe ich mich mit dem neuen LehrplanPlus beschäftigt, und dabei fielen mir Formulierungen auf wie:
• „Die Schülerinnen und Schüler bringen Kompetenzen mit, die sie lange vor Schuleintritt erworben haben ...". - Kompetent war ich auf der Höhe meiner Berufslaufbahn, aber sicher nicht als Grundschüler. Da hatte ich auch keine Kompetenzen, aber ich konnte sehr gut lesen, schreiben und rechnen.
• „Schülerinnen und Schüler fassen ihre Schwierigkeiten und Erfolgserlebnisse in Worte und tauschen sich darüber aus, um durch solche bewussten Rückblicke ihr eigenes Lernen zunehmend selbst zu planen und zu steuern." - Will man so die Lehrer entlasten? Es geht hier um Grundschüler, nicht um Trainees in modernen Großunternehmen.
• „Rechtschreibübungen finden nicht isoliert und ohne Anwendungsbezug statt, sondern sind eingebunden in sinnvolle Kontexte wie das Verfassen und Überarbeiten eigener und gemeinsamer Texte." - Ein Wort 5 oder 10 mal zu schreiben, ist offensichtlich verpönt, obwohl das am wirksamsten ist. Wenn man ein Wort nur einmal korrigiert, setzt es sich nicht so sicher im Gedächtnis fest. Und wie „gemeinsame Texte" entstehen, will ich mir lieber gar nicht vorstellen.
Das sind nur Beispiele. Die neuen Methoden haben viele Anhänger. Wenn man Kritik daran übt, gilt man schnell als reaktionär. Die Lektüre der „Geisterstunde" hat mich wieder zuversichtlich gemacht. Ich bin nicht der einzige, der die Praxis der Kompetenzorientierung nicht mit Bewunderung, so wie viele das tun, sondern mit Verwunderung beobachtet.
Der Autor beschäftigt sich in 11 Kapiteln mit der aktuellen Bildungsentwicklung, z. B.:
• mit der Outputorientierung und der operativen Hektik durch PISA,
• mit Bildungsexperten, die nach dem Motto „Alles oder Nichts" vorgehen,
• mit der Kompetenzorientierung und dem damit verbundenen Verschwinden von Wissen und Bildung,
• mit der Vermischung von Fächern und der damit einhergehende Verflachung des Unterrichts,
• mit dem exzessiven Einsatz von PowerPoint, bei der die Folien wichtiger sind als der Inhalt der Rede,
• mit den Grenzen von Suchmaschinen, weil die Suchergebnisse oft gar nicht eingeordnet und bewertet werden können, und weil man oft auch aufgrund von fehlendem Wissen gar nicht erkennt, dass man eigentlich im Netz recherchieren müsste.
• mit den Konsequenzen der Bologna-Reform, die zu einer Verschulung der Bachelor-Studiengänge geführt hat,
• und mit dem um sich greifenden Analphabetismus, der als Skandal einer modernen Zivilisation angeprangert wird.
Das sind Themen, die kritisch und für mich als Praktiker überzeugend beschrieben werden. „Dabei wäre alles ganz einfach", so endet jedes Kapitel, also mit Hinweisen darauf, wie es sein könnte. Zum Beispiel müsste man aus der Kompetenzorientierung keine Doktrin machen. Und beim Erwerb der Kulturtechniken wie Lesen und Schreiben sollte man all jene, die Schwierigkeiten damit haben, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen, damit sie wirklich lesen und schreiben lernen. Ich hoffe, dass viele Menschen, die mit dem Bildungswesen zu tun haben, dieses Buch lesen, und dass die „Streitschrift" eine Diskussion und ein Umdenken auslöst.
Allen Lesepaten, Eltern, Großeltern, Trainern, Therapeuten und Lehrern wünsche ich viel Erfolg! Siegbert Rudolph
Wo ist der Lesekoch da?
Kurze Hinweise ...
Kindheitserinnerungen ...
... aus der Nachkriegszeit als Leseübung. 18 Kapitel mit Text, Ton, Verständnis- und Wiederholungsübungen! Das Bild zeigt eine Klasse zu Beginn der 1950er-Jahre. Besonders gefallen mir die Alltagsschilderungen über die Schule und den Lehrermangel. Vielleicht ganz reizvoll mit Kindern von heute damit zu üben!
Iglu - In einer Endlosschleife?
Iglu: Und wieder grüßt das Murmeltier! Mein Blog zur Studie 2016 passt wieder!
Lesetests: Hör-Beispiele
Mit welchen Übungen soll ich anfangen? Vielleicht helfen diese Hör-Beispiele beim Einstieg in die Leseförderung! Aktuelle Ergänzung: Blickrichtung von rechts!
Stolpersteine beim ...
Silbenschieber
Bei Leseförderung mit Zoom braucht man vielleicht einen Online-Silbenschieber. Im Ordner Silben finden Sie jetzt einfache Versionen.
Den oder denn?
Nicht verzweifeln: Üben!
Tandemlesen online
Für meine Schüler habe ich kurze Videos erstellt, bei denen Sie mit mir mitlesen können. Quasi wie beim Tandemlesen. Eltern können den Ton auch abschalten und selbst mit den Kindern lesen oder den Kindern helfen, wenn sie Schwierigkeiten haben. Für Eltern gibt es ein Erklärvideo mit Bedienungshinweisen. Die Übungsserie wird laufend ergänzt.
Gehirnjogging ...
... zum Schluss einer Übungsstunde mit einem Buchstabensalat! Man muss auf die Buchstaben in der richtigen Reihenfolge klicken und dann den Satz lesen.
Immer aktuell: das oder dass?
Ordner Am Symptom üben / Kurze oder gedehnte Vokale - Übung "Wörter - Das Dass-Gespenst - Arbeitsblatt"
Motivation für den Trainer
Viel Arbeit, aber genau so viel Freude hatte ich bei dieser Leseförderung!
Leichte Einstiegsübung
Zunächst stehen nur 7 Wörter auf dem Bildschirm. Diese werden geübt. Dann erscheint ein Bild, und der Schüler sagt, welche Nummer zu dem Wort dazu gehört. Der Satz zum Bild wird gelesen.
Das ist eine meiner leichtesten Einstiegsübungen. Sie verspricht Erfolgserlebnisse! Zum Ordner Am Anfang / Texte kurz und leicht - Übung Wörter Bilder zuordnen.
Genaues Lesen üben
Immer wieder ist es zu beobachten: Leseanfänger kümmern sich nicht um die Endungen. Ich übe dann mit "Blitzlesen mit Variationen". Damit trainiere ich meine Schüler, die Wörter bis zu Ende zu lesen.
Fremdwörter
3 Übungen mit je 3 Witzen - anspruchsvolle Leseübung - Ordner - Datei: Fremdwörter
Textverständnis üben
Welche Sätze passen zusammen? Mit dieser leichten Übung aus dem Ordner "Am Anfang der Leseförderung / Texte kurz und leicht" kann man das Textverständnis trainieren. Außerdem gibt es Übungen mit dem Wortschatz der Klasse 2 und der Klasse 3.
Mit verteilten Rollen ...
... lesen kann Abwechslung ins Übungsgeschehen bringen: neue Übungen "Dialoglesen" im Ordner Leseübungs-Sammelsurium.
Schlüsselkompetenz ...
Peter Gruber, ehemaliger Schulleiter, berichtet!